Balance am Rande des Todes by Tuschel Karl-Heinz

Balance am Rande des Todes by Tuschel Karl-Heinz

Autor:Tuschel, Karl-Heinz [Tuschel, Karl-Heinz]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Projekte-Verlag Cornelius GmbH
veröffentlicht: 2015-10-28T16:00:00+00:00


Dienstagnachmittag

* * *

Der ganze Aufriß mit der Armaturenwand war für die Katz gewesen. Der Operator und der Sergeant hatten fast zwei Stunden daran gearbeitet, und als sie fertig waren, dachten sie zuerst, sie hätten irgendwo irgendwas falsch angeschlossen, weil sich auf den Bildschirmen und Displays keinerlei Signal zeigte. Sie setzten eine halbe Stunde daran, alles noch einmal zu überprüfen, aber das Ergebnis war das gleiche. Offenbar hatte der Elefant als Antwort auf die Zerstörungswut des Sergeant diesen Teil der Peripherie abgeschaltet. Eine vorübergehende Erhöhung der Aktivität des Elefanten, sichtbar an einigen nicht beschädigten Anzeigegeräten, registrierte der Operator zwar, aber er hielt sie für eine Reaktion auf ihre Arbeiten. Als sie vorüber war, wartete Earl Conelly einen Augenblick, ob da noch etwas käme, zuckte dann mit den Schultern und sagte:

»Versuchen wir’s mit der Klimaanlage!«

Sie schafften das nötige Werkzeug unter einen der Absaugfilter, holten den Tisch und stellten ihn darunter, der Sergeant kletterte hinauf und sagte: »Ich mach das schon. Du mußt nachher hineinklettern.«

Ein paar Minuten später war das Loch offen. Der Sergeant steckte den Kopf hindurch, aber er war wirklich in den Schultern zu breit. »Finster«, sagte er, »du brauchst eine Taschenlampe.«

Earl Conelly reichte ihm eine Leuchte zu. »Guck mal rein, wie das aussieht!« Er fing an, sich auszuziehen.

Der Sergeant steckte erst den Arm mit der Lampe hinein und dann den Kopf. Sein Körper drehte sich unbeholfen hin und her, dann zog er den Kopf zurück und tauchte schnaufend wieder auf.

»Geht rechts und links weiter«, sagte der Sergeant. »Der Wind kommt von links, ich denke, du mußt nach rechts. Ist aber wohl groß genug für dich. Hast du eine Vorstellung, was dich erwartet?«

»Keine Vorstellung«, antwortete der Operator, »laß uns mal überlegen, was ich gleich mitnehme. Kannst du dich erinnern, ist diese Anlage jemals gewartet worden?«

»Nein, ist sie nicht. Ich müßte das wissen, weil ich immer den gesamten Dienstplan einsehen muß, für den Fall, daß Austausche zwischen den Schichten stattfinden. Nein, das hätte ich mir gemerkt. Also gibt es da drin nichts zu warten, du hast freie Bahn.«

»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Earl Conelly zweifelnd, »die lassen doch hier nichts ungefiltert hinaus, keinen Menschen, keine Information, nicht mal die Luft. Hm, fünf Jahre wartungsfrei, wie mag das aussehen? Weißt du was?« Der Operator stand schon auf dem Tisch. »Weißt du was«, wiederholte er, »gib mir mal einen kleinen Seitenschneider ... einen mittleren Schraubenzieher ... eine kleine Flachzange ... danke, das reicht erst mal.«

Er nahm die Taschenlampe in die rechte Hand, die drei Werkzeuge in die linke, und zwängte sich durch das Loch.

Nach einigen Drehungen und Verrenkungen war er drin, und nun wurde es leichter, sich zu bewegen. Die Anlage hatte einen quadratischen Querschnitt von ungefähr achtzig Zentimeter Kantenlänge, er konnte also auf Händen und Knien vorwärts kriechen. Earl hatte keine Ahnung, wie es sonst in solchen Abluftleitungen aussehen mochte, aber er hatte sich doch vorgestellt , daß irgendwelche Reste von Staub oder sonstige Ablagerungen an den Wänden zu finden sein müßten. Nichts dergleichen hier. Woraus bestanden die Wände? Er klopfte



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